Dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen

Nach den Vorfällen in den Erstaufnahmelagern in Nordrheinwestfalen ist die kasernenartige Unterbringung von Flüchtlingen erneut in die Kritik geraten.

Seit der Zunahme der Zahl von Asylsuchenden hat der Lahn-Dill-Kreis als aufnehmende Gebietskörperschaft den Weg der dezentralen Unterbringung favorisiert, auch wenn nicht völlig auf Gemeinschaftsunterkünfte verzichten werden konnte.
Seit den neunziger Jahren hat ein Umdenken stattgefunden. Seinerzeit wurden noch oft damals reichlich verfügbare Einrichtungen der Bundeswehr genutzt um geflüchtete Menschen unterzubringen. Heute findet die Unterbringung von Flüchtlingen in Ein- oder Mehrfamilienhäusern und in Wohngemeinschaften über den gesamten Lahn-Dill-Kreis verteilt statt. Dies bedeutet einen erheblichen Mehraufwand in der sozialpädagogischen Betreuung der Flüchtlinge vor Ort, unterstützt aber gleichzeitig eine bessere Integration und eine entspanntere Atmosphäre. Gerade in ländlichen Gebieten ist die Bereitschaft zur Integration von Asylsuchenden besonders hoch.
Der Lahn-Dill-Kreis ist ferner eine Kooperation mit den evangelischen Kirchenkreisen Wetzlar und Braunfels, dem katholischen Bezirk Wetzlar, dem Arbeitskreis Flüchtlingshilfe Mittelhessen e.V. sowie der Stadt Wetzlar eingegangen. Auch im nördlichen Lahn-Dill-Kreis ist der Fachdienst „Zuwanderung und Integration“ in den kirchlichen Arbeitskreis der Ev. Dekanate Dillenburg und Herborn integriert. Hier werden Synergieeffekte genutzt und Maßnahmen zur frühen Integration gefördert.
Nach der Ankündigung einer Belegung mit Flüchtlingen werden in vielen Städten und Gemeinden runde Tische einberufen, deren Beteiligte sich aus den Strukturen vor Ort rekrutieren und welche in Verständnis und vielfältiger Unterstützung resultieren. Viele Städte und Gemeinden eröffnen den Asylbewerberinnen und Asylbewerbern die Möglichkeit zur gemeinnützigen Arbeit. Der Lahn-Dill-Kreis unterstützt die Integration zudem mit 200 Std. Deutschunterricht pro Asylbewerber.
Bedenken und Ängste von Anwohner(innen) sind natürlich ernst zu nehmen, im direkten Gespräch können sie jedoch zumeist schon merklich abgebaut werden. Da der Kreis oft sehr kurzfristig Wohnmöglichkeiten für die betroffenen Menschen schaffen muss, ist der zeitliche Korridor zur Informierung von Anwohnerinnen und Anwohnern leider häufig eingeschränkt. Auch die gute und konstruktive Zusammenarbeit mit den heimischen Polizeistationen und deren sachlichen Einschätzung „Es gibt praktisch keine Auffälligkeiten!“ trägt im Lahn-Dill-Kreis deutlich zur Entspannung der Gesamtsituation bei.
Allerdings war und ist es für alle Beteiligten eine große Herausforderung, im Jahr 2014 bisher rund 570 neu zugewiesene Flüchtlinge aufzunehmen und noch bis Ende des Jahres für voraussichtlich weitere 230 Menschen im Lahn-Dill-Kreis Wohnmöglichkeiten zu schaffen. Die Landkreise übernehmen hier originär Aufgaben des Landes Hessen, wobei die realen Aufwendungen der Kommunen leider nur etwa zur Hälfte über das Land zurückerstattet werden.
Die stellvertretenden Unterbezirksvorsitzenden Dagmar Schmidt und Stephan Grüger bedanken sich bei Landrat Wolfgang Schuster, Sozialdezernent Stephan Aurand und dem Team des Lahn-Dill-Kreises für die menschenwürdige Flüchtlingspolitik und fordern eine finanzielle Entlastung der Kommunen.