Besuch in der Jugendwerkstatt

Auf Einladung von Wolfgang Balser und Christoph Geist, besuchten die Bundestagsabgeordnete Dagmar Schmidt und der Landtagsabgeordnete Gerhard Merz die Jugendwerkstatt Gießen.

Am Anfang stand eine Führung durch die Ausbildungsräume und Werkstätten der Einrichtung an. Von der Berufsorientierung über die Ausbildung bis zur qualifizierenden Beschäftigung stellt die Jugendwerkstatt Gießen ein breites Angebot zur Verfügung um Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keinen Fuß fassen konnten, bessere Chancen zu bieten und gegebenenfalls einen Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

„Wir haben hier ein breites Klientel; der sechzehnjährige Schulverweigerer gehört ebenso zu uns wie der fünfzigjährige Langzeitarbeitslose, der den Umgang mit anderen Menschen erst wieder erlernen muss“ erklärte Christoph Geist. „Trotz der schwierigen Aufgabe, können wir Erfolge vorweisen. Es bestehen gute Chancen, dass junge Menschen nach unserer Ausbildung zum Tischler, Holz- und Bautenschützer oder Metallfacharbeiter in der freien Wirtschaft übernommen werden.“

Bei dem sich anschließenden Gespräch ging es dann konkret um die Inhalte des Koalitionsvertrages, welche die Arbeit der Jugendwerkstatt betreffen. Angesprochen wurden die angekündigte Erhöhung des Eingliederungstitels für die Verwaltungskosten zur Durchführung der Grundsicherung der Arbeitssuchenden, das geplante Programm zur Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen sowie der Einrichtung von Jugendberufsagenturen. Von Seiten der Jugendwerkstatt wurde insbesondere auf die Notwendigkeit eines Programms zur öffentlich geförderten Beschäftigung hingewiesen sowie auf die Förderung von Ausbildung für benachteiligte Jugendliche, die trotz guter Konjunktur in privatwirtschaftlichen Betrieben keinen Ausbildungsplatz finden. Auf die Kritik seitens des Vorsitzenden der Jugendwerkstatt an der dogmatischen Position des Bundesministerium für Arbeit und Soziales, dass der Markt und der demographische Wandel den Arbeitsmarkt in Zukunft zu Gunsten der schwervermittelbaren Arbeitssuchenden löst, antwortete Frau Schmidt „dass die SPD, gerne einen gestärkten öffentlichen Ausbildungsmarkt hätte. Es lässt sich aber leider aufgrund unserer Koalitionspartners nicht umsetzen.“

Auch die Besorgnis der Jugendwerkstatt um ihre finanzielle Zukunft wurde angesprochen, da durch die Kürzungen in der Arbeitsmarktpolitik die soziale Infrastruktur bei den Einrichtungen für Qualifizierung und Beschäftigung in Gefahr gerät. Auf kommunaler Ebene werden Projekte zur Jugendberufshilfe in Frage gestellt „Die Finanzierung von Maßnahmen der Arbeits- und Ausbildungsmarktpolitik muss auf andere Füße gestellt werden. Die Entscheidung müssen deutlich stärker auf die lokale oder regionale Ebene verlagert werden, wo man die Verhältnisse am besten kennt und wo man auch am besten die Möglichkeiten der verschiedenen Träger kombinieren kann“, sagte Merz. Merz verwies auch darauf, dass die SPD nach wie vor an ihrem Projekt der Ausbildungs- und Qualifizierungsgarantie für alle bisher ohne berufsqualifizierenden Abschluss gebliebenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen festhalte.

„Ganz generell geht es hier auch um eine ideologische Frage. Nämlich in welcher Zukunft möchte man Leben: In einer wo es heißt „jeder ist seines Glückes Schmied“ oder in einer Zukunft in der solidarisch gehandelt wird?“ stellte die Bundestagsabgeordnete auch fest.