Auf Einladung von Landtagskandidat Stephan Grüger besuchte Prof. Dr. Claudia Kemfert den Lahn-Dill-Kreis und absolvierte damit die erste Veranstaltung in Hessen nach ihrer Berufung in das Kompetenzteam von Thorsten Schäfer-Gümbel als Expertin für Energie, Verkehr und Umwelt. Nach einem Pressegespräch in Wetzlar und einem Abstecher auf den „Knoten“ im Westerwald, las sie in der Aula der Hohen Schule Herborn aus ihrem aktuellen Buch „Kampf um Strom“.
Sie sei eine „Kriegsreporterin“ sagte Kemfert zu Beginn der Lesung. Denn mit ihrem Buch und weiteren Beiträgen in der öffentlichen Debatte zur Energiewende stehe sie mitten in einer großen Auseinandersetzung zwischen denen, die ihre alten Besitzstände wahren wollten und denen, die konsequent auf Erneuerbare Energie umstellen wollten. In dieser Debatte gebe es immer wieder Mythen und Irrtümer, die sie beenden wolle. Zum Beispiel der Mythos, dass die Energiewende in dem kurzen Zeitraum bis 2022 nicht zu schaffen sei. Hier werde all zu oft die Energiewende mit dem Atomausstieg verwechselt. Schon 1980 lautete der Titel einer Studie des Ökoinstituts „Energiewende“ erinnerte sich Stephan Grüger und Kemfert bestätigte, dass schon seit annähernd 30 Jahren an der Energiewende gearbeitet werde und nicht alles überhastet und zu schnell geschehe, wie einige glauben machen wollten. Und auch mit dem Mythos der Blackouts räumte Kemfert auf. Schon 1983 habe man als pro-Argument für Atomstrom Angst vor Stromausfällen geschürt, die nur durch den stetigen Atomstrom verhindert werden könnten. Das sei eine alte Denkweise, die laute: Atom plus Kohle als Grundlage und Erneuerbare Energien als Ergänzung. Mit diesem Systemvorrang der überkommenen Energiewirtschaft kann die Energiewende aber nicht gelingen. Kemfert betonte zudem, dass die Energiewende eine Wende von unten sei. Kommunen, mittelständische Wirtschaft und Handwerk vor Ort würden eine wichtige Rolle spielen. Nach der kurzweiligen Lesung, stand sie noch für eine Reihe von Fragen zur Verfügung und auch Autogrammwünsche wurden gerne erfüllt.
Vor der Lesung besichtigte Kemfert gemeinsam mit Stephan Grüger und Florian Seiler (Hermann Hofmann Gruppe) eine Baustelle auf dem Westerwald. „Wir sind gegen einen massiven Offshore-Ausbau wegen der viel höheren Kosten als bei auf Land produziertem Strom und die zusätzliche „Offshore-Umlage“ müssen auch wir Hessen zahlen, obwohl wir in Hessen keine Küste haben“, sagte Stephan Grüger bei der Besichtigung der Baustelle von neuen Windkraftanlagen auf dem Knoten im Westerwald. Die Ausbeute auf dem Knoten sei aber fast mit der vor der Nordseeküste zu vergleichen und zudem seien dort die Windräder günstiger zu bauen und nützten dem heimischen Handwerk.
Unter dem Namen @profkemfert twittert die Energieexpertin schon eine ganze Weile und hat sich in Herborn bei ihren „Twitter-Freunden“ Stephan Grüger (@gruegers) und Dr. Fabio Longo (@longofl) für das gemeinsame Streiten für die Energiewende bedankt.
Prof. Dr. Claudia Kemfert besucht den Lahn-Dill-Kreis
Stephan Grüger, Prof. Dr. Claudia Kemfert und Florian Seiler (Hermann Hofmann Gruppe) auf dem "Knoten"