Rund 60 Interessierte, darunter Ärzte und viele Kommunalpolitiker, kamen nach Aßlar auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung Hessen (FES), um über die gesundheitliche Versorgung im Lahn-Dill-Kreis zu reden. Grundlage war eine Studie der FES, die die Situation in Hessen analysiert und gebündelt hat. Nicole Nestler (Leiterin der FES Hessen) begrüßte die Anwesenden.
Moderatorin Andrea Soboth stellte zunächst einige Ergebnisse vor. Der Lahn-Dill-Kreis, in großen Teilen zum ländlichen Raum zu zählen, hat eine durchschnittliche Altersstruktur von 43 Jahren und die Zahl der ca. 253.000 Einwohner werden bis 2025 um 4,5% schrumpfen. Von Siegbach abgesehen ist die Verteilung der Hausarztpraxen im Mittel noch gut, aber das Verhältnis Hausarztpraxen zu Einwohnern ist nur im mittleren Bereich gut. Der nördliche und südliche Teil ist unterversorgt. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Hausärzte schön älter ist und bis 2025 100 neue Ärzte benötigt werden.
Diese Grundlagen sehen in Hessen flächendeckend ähnlich aus, sagte Dr. Thomas Spies. Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion wies aber darauf hin, dass der Lahn-Dill-Kreis speziell sei. Der Arbeitsprozess ist hier unheimlich weit. Es gibt eine intelligente Koordinierung und gemeinsames Handeln von Kliniken und Hausärzten, durch Arzt-Notruf-System (ANR) und die neu gegründete Gesellschaft für Gesundheitsförderung (GFG), in der Fort- und Weiterbildung organisiert wird. Dies ist hessen- bis bundesweit einmalig.
Der gelobte Landrat Wolfgang Schuster nahm dies gerne entgegen und beschrieb die Leistung der Kommunalpolitik folgendermaßen. Intelligente Köpfe zusammenführen und gewähren lassen. Das ist die Aufgabe der Kommunalpolitik, die aus Generalisten besteht und die Daseinsvorsorge in der gesamten Breite sichern muss, so Landrat Wolfgang Schuster. Und wichtig sei die Grundaussage, die Kliniken in kommunaler Hand zu behalten und sie nicht den Zwang haben Gewinnausschüttungen zu machen. Bei 140 Mio. Umsatz erzielten die Lahn-Dill-Kliniken einen Gewinn von 6 Mio. im Jahre 2010.
Neben ANR und GFG gebe es weitere positive Beispiele. Etwa der Betriebskindergarten an den Kliniken, um den Bedürfnissen junger Ärztinnen und Ärzte entgegen zu kommen.
Dr. Norber Köneke, medizinischer Direktor der Lahn-Dill-Kliniken, bestätigte die gute Zusammenarbeit zwischen Kliniken, Hausärzten und Kommunalpolitik. Schon heute seien 50% der Assistenzärzte weiblich und es gelte den neuen Bedürfnissen des Ärztenachwuchses Rechnung zu tragen. Dazu gehörten verlässliche Arbeitszeiten und ein besseres Verhältnis von Beruf und Freizeit.
„Lahn-Dill-Kreis ist auf vorbildlichem Weg“
Andrea Soboth, Dr. Norbert Köneke, Dr. Thomas Spies, Wolfgang Schuster (v.l.)