Wie sieht die ärtzliche Versorgung auf dem Land in Zukunft aus? Was erwarten junge Ärztinnen und Ärzte von ihrem Job? Die SPD Lahn-Dill hatte zum Thema „Zwanzig Kilometer zum nächsten Arzt? – Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum“ Dr. Thomas Spies eingeladen.
Der SPD-Landtagsabgeordnete ist zugleich stellv. Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokraten im Gesundheitswesen und kennt sich mit dem Thema bestens aus. Rund 30 Bürgerinnen und Bürger waren in das Mehrgenerationenhaus der AWO Herborn gekommen, um den Vortrag zu hören und zu diskutieren.
„Für eine bürgernahe und gute ärztliche Versorgung auf dem Land darf man eins auf keinen Fall machen: Kreiseigene Kliniken privatisieren,“ sagte Spies und unterstütze damit die SPD Lahn-Dill bei Ihrem Vorhaben die Lahn-Dill-Kliniken weiter in öffentlicher Trägerschaft zu belassen. Die Kliniken böten laut Spies einen guten Ausgangspunkt für eine koordinierte, dezentrale Versorgung mit Haus- und Fachärzten.
Das Berufsbild des klassischen Landarztes der rund um die Uhr zur Verfügung steht, scheint auszusterben. Umfragen unter Studierenden und jungen Ärztinnen und Ärzten ergeben, dass nicht unbedingt die Bezahlung auf Platz eins stehe. Vielmehr wünsche sich der Nachwuchs geregelte Arbeitszeiten und eine stärkere Vereinbarung von Familie und Beruf. Ohnehin studierten weit über 50% Frauen Medizin. Die klassische Aufgabenteilung, dass die Ehefrau oder der Ehemann Hilfsarbeiten in der Praxis des Partners übernehme, werde es nicht mehr geben.
In sogenannten Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) könnten Ärzte als Angestellte zu geregelten Arbeitszeiten arbeiten. Kreiskliniken und/oder Kommunen könnten Träger der MVZ sein und so eine dezentrale Hausarztversorgung sicher stellen. „Der Hausarzt ist dann vielleicht nur noch drei mal in der Woche im Dorf, aber es bleibt eine wohnortnahe Versorgung und Patienten haben immer denselben Ansprechpartner,“ so Spies.
Daneben müsse man versärkt über arztentlastende Dienste nachdenken. Es müsse geprüft werden, ob Kommunen einen Teil der Verwaltung übernehmen könnten und ambulante Pflegedienste oder – wie es sie früher noch gab – Gemeindeschwestern zur Entlastung der Ärzte einbinden.